20.55 h oder "die erste Stunde vom Rest eines Lebens" - Thread IV

Banner by Evelyne - Danke
Banner by Evelyne - Danke

15. Kapitel

Bei Tony und Ziva – Schlechte Gewissen

 

Es war schon fast 21.30 Uhr, als Ziva endlich nach Hause kam. Sie hatte ein denkbar schlechtes Gewissen, dass sie Tony nach seiner OP allein gelassen und ihn nicht aus der Klink hatte abholen können. Sie bemühte sich ja nach Kräften, ihm zu helfen, aber wenn sie tagsüber arbeiten musste, blieb er allein mit seinen Problemen und das belastete Ziva sehr.

 

Es war dunkel in der Wohnung, sonst hatte Tony immer auf sie gewartet, meistens sogar mit dem Essen, aber das durfte sie natürlich heute nicht erwarten. Schließlich hatte er gerade erst eine Operation hinter sich gebracht. Hoffentlich hatte er überhaupt etwas gegessen, sagte sie sich. Leise ging sie in die Küche und sah sich um, aber es war kein Abendbrot vorbereitet und es stand auch kein Geschirr in der Spüle. Sie seufzte – anscheinend hatte er nichts gegessen – zumindest nicht zu Hause. Vielleicht war er ja in der Pizzeria um die Ecke gewesen, doch irgendwie konnte sie sich das nicht vorstellen. Er ging nicht mehr gerne in Restaurants, weil er nach wie vor Probleme hatte, richtig mit Messer und Gabel zu essen. Wahrscheinlich wartete er im Wohnzimmer auf sie und war schlichtweg eingeschlafen.

 

Gleich darauf stellte Ziva jedoch fest, dass Tony auch nicht – wie von ihr erwartet - vor dem Fernseher eingeschlafen war. Also tappte sie auf Zehenspitzen rüber ins Schlafzimmer, um ihn auf keinen Fall zu wecken und öffnete vorsichtig die Tür. Er lag auf der Seite und schnarchte leicht. Aber das war es nicht, was sie aufmerken ließ. Es war der Geruch, der im Zimmer hing – es war unverkennbar der Geruch nach Alkohol und Nikotin. Langsam betrat Ziva das Schlafzimmer. Tony rauchte nicht, aber seine Kleider, die unordentlich auf dem Fußboden verstreut lagen, strahlten eindeutig den Geruch nach kaltem Rauch und schalem Fusel aus. Automatisch bückte Ziva sich, sammelte die Kleidungsstücke auf und legte sie über die Lehne des alten Schaukelstuhls, der seitlich vor dem Fenster stand. Leise knarzend bewegte sich der Rattanstuhl daraufhin vor und zurück und Ziva hielt ihn erschrocken mit einer Hand an. Schließlich wollte sie Tony nicht aufwecken. Dann schlich sie hinüber zum Bett, beugte sich über ihren Verlobten und schnupperte. Neben dem frischen Duft von Minz-Zahnpasta war zwar schwach, aber dennoch noch deutlich, auch der Geruch von Whisky wahrzunehmen.

 

Also doch! Verstört verließ Ziva leise das Zimmer und ging hinüber ins Badezimmer. Eins war klar: Tony war vom Krankenhaus aus nicht direkt nach Hause gefahren, sondern er war wieder in einer Bar gewesen. Er hatte getrunken und das anscheinend nicht wenig, denn sonst hätte er sicher versucht, die Spuren zu vertuschen. Dass er seine Kleidung so achtlos herumliegen ließ, und dadurch Ziva problemlos die Chance gab, herauszufinden, wo er gewesen war, war in ihren Augen der Beweis dafür, dass es ihm egal war, was sie davon hielt. Mit hängendem Kopf machte Ziva sich fertig für die Nacht, nach Essen war ihr nicht mehr zumute. Der Appetit war ihr gründlich vergangen. Kurze Zeit später legte sie sich neben Tony und überlegte, wie sie am nächsten Morgen auf sein Verhalten reagieren sollte. Es dauerte lange, bis sie schließlich mit Tränen in den Augen einschlief. 

 

Tony hingegen lag mit dem Rücken zu seiner Freundin und starrte mit offenen Augen in die Nacht. Das Knarzen des Schaukelstuhls hatte ihn geweckt, doch er hatte sich schlafend gestellt, als Ziva sich über ihn gebeugt und schließlich den Raum wieder verlassen hatte. Er konnte sich lebhaft vorstellen, wie enttäuscht sie von ihm war. Andererseits…hätte sie ihn, wie versprochen, aus der Klinik abgeholt, wäre es gar nicht erst so weit gekommen. Nein, dieses Mal trug er keine Schuld daran, was geschehen war. Dies konnte sie ihm unmöglich ankreiden. Doch tief in seinem Inneren wusste er sehr wohl, dass diese Denkweise falsch war – dass er sich nur etwas vormachte, um von seinem Fehler abzulenken.

 

Er wartete, bis er sicher sein konnte, dass Ziva eingeschlafen war – dann stand er leise auf und schlich sich ins Badezimmer. Er öffnete den Wasserkasten der Toilette und griff mit seiner gesunden Hand nach dem wasserdichten Beutel, in dem er die Tabletten, die er von Walter gekauft hatte, versteckt hatte. Er suchte kurz, bis er fand, was er suchte, dann drückte er mit etwas Mühe gleich drei Tabletten aus dem Plastikstreifen heraus und nahm sie alle auf einmal. Er ließ Wasser laufen und spülte gleich aus dem Wasserkran nach. Danach verstaute er sorgfältig wieder seine Tabletten, bevor er schließlich zurück ins Schlafzimmer und ins Bett ging. Es gelang ihm, sein schlechtes Gewissen zu ignorieren und in dieser Nacht wachte er zum ersten Mal seit langem nicht auf und blieb auch von seinen Albträumen von Rebekka verschont.

 

 

Zeitgleich in einem Fitnessstudio in Baltimore

 

Ihr Atem ging keuchend und der dünne Schweißfilm auf ihrer Haut fühlte sich kalt an. Rebekka wusste, sie brauchte eine Pause. Schon wieder! Wütend auf sich selbst setzte sie sich auf und griff nach ihrem Handtuch um sich den Schweiß abzutrocknen. Seit zwei Stunden trainierte sie nun schon wieder wie eine Verrückte in dem Fitness-Studio, das sie sich nahe ihrer Unterkunft gesucht hatte, und es ärgerte sie maßlos, dass ihre Kondition noch immer nicht wieder die alte war. Bereits seit mehreren Wochen kam sie nun schon regelmäßig hierher und versuchte, durch ein eisenhartes Trainingsprogramm, das sie sich selber auferlegt hatte, ihren durch den Unfall und seine Folgen geschwächten Körper wieder in Form zu bringen.

 

Den anerkennenden Blick des Muskelpaketes, der ein paar Meter von ihr entfernt mit Gewichten trainierte, ignorierte sie gekonnt. Was wusste der Schwächling schon? Er hatte schließlich keine Ahnung davon, wie fit sie vor ihrem Unfall gewesen war. Woher auch? Für ihn mochte es so aussehen, als sei ihr straffer, sportgestählter Körper ein Geschenk Gottes, der keinerlei zusätzliches Training mehr benötigte, doch sie wusste es besser. Es ging ihr einfach nicht schnell genug voran und das schürte ihre Wut auf DiNozzo ins Unermessliche. In ihren Augen war einzig und allein er schuld an ihrem derzeitigen Dilemma. Schuld daran, dass sie sich verstecken musste. Schuld daran, dass sie ihr Leben nicht hatte weiterführen können, wie geplant. Schuld daran, dass sie hier in einer solchen billigen Absteige leben musste und sich tagtäglich dem miesesten Gesindel gegenübergestellt sah. Schuld daran, dass ihr Körper nicht so funktionierte, wie sie das von ihm gewohnt war und wie sie es von ihm erwartete.

 

Doch sie wäre nicht Rebekka Rivkin, wenn sie der Gedanke an ihre Rache nicht unerbittlich vorwärts peitschten würde. Für das, was er ihr angetan hatte, hatte Anthony DiNozzo den Tod mehr als verdient. Noch nie hatte jemand so sehr ihre Pläne durchkreuzt und alle die, die es versucht hatten, waren von ihr unerbittlich und ohne Mitleid eliminiert worden. Und genau das würde sie auch mit DiNozzo machen und allein der Gedanke daran, erfüllte sie mit Vorfreude und Erregung.

 

Noch hatte sie leichte Probleme mit ihrer Schulter und zu Beginn war es ihr auch oft schwer gefallen, an den verschiedenen Geräten wirklich effektiv zu arbeiten. Aber ihr eiserner Wille hatte wie so oft die Oberhand über ihren protestierenden Körper gewonnen und nach und nach hatte sie die Gewichte an den Kraftgeräten und auch ihre Ausdauer steigern können. Sie spürte, dass sie nicht mehr weit von ihrer Bestform entfernt war und wenn sie abends nach dem Training vollkommen erschöpft mit brennenden Muskeln auf ihr Bett sank, wusste sie, dass die Stunde der Vergeltung unaufhaltsam näher rückte. Sie brauchte nur noch ein wenig Zeit, dann ging es dem Mörder ihres Bruders an den Kragen, und bis dahin…

 

…Na ja, warum eigentlich nicht, dachte sie bei sich und schenkte dem Muskelpaket, aus einem inneren Impuls heraus, ein hinreißendes Lächeln, das dieser sofort als Aufforderung verstand. Er legte seine Gewichte beiseite, warf sich stolz und eitel in die Brust und kam mit siegessicheren, wiegenden Schritten zu ihr herüber stolziert. Was für berechenbare Waschlappen Männer doch waren, dachte Rebekka bei sich, während sie ihren neuen Verehrer nach wie vor lächelnd empfing.

 

 

Am nächsten Morgen in Ziva´s und Tony´s Wohnung

 

Nach einer unruhig verbrachten Nacht wachte Ziva schon um 5:30 Uhr auf und kaum war sie wach, waren die düsteren Gedanken wieder da. Langsam setzte sie sich auf und schwang die Beine aus dem Bett. Frustriert und traurig drehte sie sich zu Tony um. Er schlief noch und seine linke Hand lag dick verbunden auf der Bettdecke. Sofort stellten sich bei ihr wieder die Schuldgefühle ein. `Wenn ich ihn abgeholt hätte… Sicher ist er nur in eine Kneipe gegangen, weil ich ihn allein gelassen habe ...´

 

Aber dann verscheuchte sie diese Gedanken. Sie wusste, dass das keine Entschuldigung sein durfte. Tony war ein erwachsener Mann und musste auch mal allein klar kommen. Auf jeden Fall sollte er wissen, dass Alkohol keine Lösung war. Seufzend fuhr sie sich mit der Hand über die Augen. Was sollte sie nur tun? So leid ihr Tony tat, sie wusste, dass sie sein Verhalten vom Vortag nicht totschweigen durfte. Dafür stand einfach zu viel auf dem Spiel.

 

Ziva beschloss, erst einmal zu duschen und sich anzuziehen. Als sie 20 Minuten später aus dem Bad kam, hatte sie ihre Entscheidung gefällt. Sie konnte nicht bis heute Abend mit der unumgänglichen Aussprache warten. Entschlossen trat sie zu Tony ans Bett, um ihn aufzuwecken.

 

Erst nach mehreren Versuchen öffnete er brummend die Augen. Nur langsam bekam er einen klaren Kopf. „Ziva? Was ist los?“, murmelte er verschlafen und setzte sich schwerfällig auf. „Ist was passiert?“

 

„Nein. Aber wir müssen reden!“ Sie beschloss, nicht lange drum herum zu reden, sondern lieber gleich die Fakten auf den Tisch zu legen. „Wo warst du gestern nach deiner Entlassung aus dem Krankenhaus? Nein, warte, ich werde es dir sagen: Dem Geruch deiner Kleidung nach zu urteilen, warst du in einer verrauchten Bar und getrunken hast du auchwieder. Ich dachte, nach unserem letzten Streit wäre dieses Thema endgültig abgehakt!“ Mit verschränkten Armen stand sie vor dem Bett und blickte ihren Verlobten vorwurfsvoll an. Allerdings fühlte sie sich längst nicht so selbstsicher, wie sie sich gab.

 

Tony saß mittlerweile auf dem Bettrand und fuhr sich mit seiner gesunden Hand durch die Haare. Er hatte im Augenblick herzlich wenig Lust auf so eine Diskussion. Er hatte einen gewaltigen Brummschädel und einen pelzigen Geschmack im Mund. Er stand auf und machte sich leicht wankend auf den Weg in die Küche. Er brauchte unbedingt etwas zu trinken. „Können wir das nicht heute Abend besprechen? Im Moment habe ich dazu keinen Kopf.“ Er schenkte sich ein Glas Wasser ein und trank es in einem Zug aus.

 

„Ach, du hast keinen Kopf dazu?“, erwiderte Ziva sarkastisch, die ihm in die Küche gefolgt war. Langsam wurde sie richtig wütend. „Der ist wohl noch zu benebelt von all dem Whisky, den du gestern in dich reingeschüttet hast.“

 

„Was weißt du denn, wie viel ich in mich reingeschüttet habe, hmm? DU warst ja gestern nicht da!“ Tony fuhr herum und blickte sie angriffslustig an.

 

Einige Atemzüge lang sagte Ziva nichts, dann antwortete sie ihm sichtlich verletzt, aber auch vor Hohn triefend: „Oh ja, du hast natürlich Recht, ich war nicht da. Wie praktisch. Es ist also allein meine Schuld? Es tut mir leid, dass ich arbeiten musste und es tut mir leid, dass ich angenommen habe, du seiest inzwischen erwachsen geworden und schaffst auch einmal etwas alleine. Aber anscheinend lag ich da falsch.“ Abrupt hatte sie sich umgedreht und war ins Wohnzimmer gegangen; er sollte nicht sehen, dass sie um Fassung rang.

 

Aufgebracht war Tony seiner Freundin gefolgt: „Da du ja so gut wie nie Zeit hast, werde ich wohl künftig mal was alleine schaffen müssen, nicht wahr, Ziva?“, schleuderte er ihr entgegen. „Und wenn mir ein paar Gläser Whisky dabei helfen, habe ich keine Lust, mich jedes Mal dafür vor dir rechtfertigen zu müssen!“

 

Das Gespräch lief schief – schlimmer noch, es bestand die Gefahr, dass es völlig aus dem Ruder lief, doch dieses Mal war Ziva nicht bereit, schon klein beizugeben. „Du sollst dich nicht vor mir rechtfertigen!“, schrie sie ihn an. „Du sollst nur endlich begreifen, dass dir das keineswegs hilft, sondern nur schadet! Verdammt Tony, die Narkose war gerade abgeklungen, du hattest noch Schmerzmittel im Körper – wie kannst du da zu Alkohol greifen?“

 

„Wer bist du? Meine Mutter?“

 

Ziva zuckte zusammen, doch sie bemühte sich, ruhig zu bleiben: „Tony bitte“, sagte sie eindringlich. „So blind kannst du doch gar nicht sein, dass du das nicht begreifst!“

 

„Wer weiß, vielleicht bin ich ja einfach nicht schlau genug, das zu begreifen. Ich habe sowieso schon das Gefühl, dass sich hier alle für mich verantwortlich fühlen, weil der dumme Tony anscheinend nicht mehr weiß, was gut für ihn ist! Lasst euch eins gesagt sein: Ich brauche keinen Vormund – weder dich, noch einen von den anderen. Schönen Gruß auch.“

 

Nach diesem Worten entstand eine kleine spannungsgeladene Pause, während der sich die beiden Kontrahenten aggressiv, wütend, aber auch verletzt gegenseitig anstarrten. Schließlich holte Ziva tief Luft.

 

„Okay, ich verstehe, du siehst mich also nicht mehr als deine Partnerin, als deine ….  Frau, wie du es mir … damals im Keller gesagt hast?“ Ziva´s Stimme war wieder leiser, ja fast brüchig geworden und Tony konnte deutlich hören, dass ihr der Streit mehr zu schaffen machte, als sie zugeben wollte, „Ich nehme an, deshalb hast du wohl auch nie mehr von … der Hochzeit gesprochen.“ So jetzt war es raus. Sicher nicht der beste Moment, das Thema jetzt auf den Tisch zu bringen, aber es war ihr spontan so herausgerutscht. Jetzt war es eh egal. „Hör zu, Tony, wenn du mich nicht mehr willst, musst du es nur sagen. Ich…ich werde dich nicht zwingen, zu irgendetwas zu stehen…Ich…“ Sie brach ab, senkte den Blick und wandte sich abrupt von ihm ab. Ihre Stimme hatte zuletzt gezittert und die Blöße, womöglich jetzt anzufangen, zu weinen, wollte sie sich nicht geben.

 

Doch Tony hatte den verletzten Ausdruck in ihren Augen sehr wohl bemerkt. ‚Zum Teufel, was tue ich hier eigentlich‘, fragte er sich plötzlich. ‚Ich mache Ziva Vorwürfe, verletzte sie. Ausgerechnet sie, die doch mein einziger Halt ist. Ohne sie…‘ Er wagte nicht, sich vorzustellen, wo er ohne Ziva stünde. Schon bereute er zutiefst, was er ihr an den Kopf geworfen hatte. „Ziva, bitte verzeih. Das war nicht fair von mir. Komm, sieh´ mich an, bitte.“ Er fasste sie mit seiner gesunden Hand am Kinn und drehte so sanft ihren Kopf zu sich herum. „Es ist nicht deine Schuld. Ich bin so ein Idiot und…“ Tony suchte nach den richtigen Worten, „… ich weiß auch nicht, warum ich in diese Bar gegangen bin. Ich war einfach fertig. Ja, natürlich auch ein bisschen enttäuscht, aber ich wollte dir wirklich keine Vorwürfe machen. Ich weiß doch, dass du nicht konntest. Ziva, bitte, ich weiß, dass du für mich tust, was in deiner Macht steht und…ehrlich, wenn du nicht wärst…ich wüsste nicht, wie es weitergehen soll …“ Hilflos brach er ab und sah Ziva fast flehend an.

 

„Tony …“ Sein trauriger Blick verschlug ihr die Stimme. Sie schlang spontan ihre Arme um ihn und legte ihren Kopf an seine Brust. Gleichzeitig spürte sie, wie er die Umarmung erwiderte und sich mit seinem gesunden Arm an ihr festklammerte wie ein Ertrinkender. Minutenlang standen sie nur so da, bis sich Ziva schließlich langsam aus der Umarmung löste.

 

„Hör zu, vielleicht ist es besser, wenn wir heute Abend in Ruhe weitersprechen. Ich werde Gibbs bitten, dass ich eher gehen kann und wenn du was brauchst, ruf mich bitte an, ja? Versprichst du mir das?“ Sie strich ihm durch die Haare und ordnete automatisch ein paar widerspenstige Strähnen, dann sah sie ihm tief in die Augen.

 

Nach einem leise geflüsterten `Okay´ von ihm gab sie ihm schließlich einen sanften Kuss, bevor sie sich vorsichtig vom ihm löste, nach ihrem Rucksack griff und gleich darauf verriet Tony das Klacken der Tür, dass Ziva die Wohnung verlassen hatte.

16. Kapitel

Im FBI-Hauptquartier bei Tobias Fornell   

 

Tobias Fornell saß seit fast 2 Stunden in seinem Büro und hatte ernsthafte Probleme, sich auf etwas zu konzentrieren. Er war extrem schlecht gelaunt und mittlerweile waren alle seine Mitarbeiter offensichtlich darum bemüht, ihm so gut es ging, aus dem Weg zu gehen. Sogar Sacks schien dankbar gewesen zu sein, als er ihn noch vor der Frühstückspause mit mehreren Fahndungsfotos von Rebekka Rivkin noch einmal nach Greenbelt geschickt hatte, um diese der Nachbarin von Ken Whiteshaw zu zeigen und noch einmal mit ihr und auch den anderen Nachbarn zu sprechen. Sicherheitshalber sollte er auch noch bei Whiteshaw´s Chef vorsprechen und auch ihm die Fotos zeigen. Wenn Rebekka Rivkin tatsächlich noch leben sollte – und das Gefühl, dass sie das tat, verstärkte sich bei ihm von Stunde zu Stunde – dann musste sie verdammt noch mal doch noch irgendjemand außer Whiteshaw zu Gesicht bekommen haben.

 

Er hatte eine sehr unruhige Nacht hinter sich gebracht und mehrfach war er kurz davor gewesen, den Hörer in die Hand zu nehmen und Gibbs anzurufen, doch jedes Mal hatte er im letzten Augenblick noch davor zurückgeschreckt. Statt dessen hatte er sich wieder und wieder überlegt, wie Rebekka Rivkin, diese Teufelin in Menschengestalt, es wohl geschafft haben könnte, ungesehen erst aus dem Wagen und dann auch noch aus dem eiskalten Wasser des Potomac zu entkommen, doch soviel er auch darüber nachgrübelte: Er hatte keine Lösung parat und das machte ihn schier verrückt. Am Morgen war er bereits so früh in der Zentrale gewesen, dass er den zuständigen Pathologen noch nicht einmal angetroffen hatte. Also hatte er sich gleich persönlich auf den Weg ins Archiv gemacht und die entsprechenden Unterlagen zum Fall Rivkin beim zuständigen Beamten beantragt und kurz darauf auch in Empfang genommen. Nur gut, dass Gibbs ihm damals – aufgrund der Tatsache, dass das FBI in dem Fall dem NCIS geholfen hatte – Kopien aller Unterlagen hatte zukommen lassen. Das half ihm jetzt sehr, denn wenn er erst die Akten beim NCIS hätte anfordern müssen, hätte das seine Ermittlung nochmals verzögert.

 

Zwischenzeitlich war auch der Pathologe an seinem Arbeitsplatz erschienen und Fornell hatte ihn überzeugen können, die Autopsie im Fall Whiteshaw vorzuziehen. Der Mann war zwar nicht begeistert gewesen, doch er hatte letztendlich seiner Bitte zugestimmt. Fornell hatte ihm noch ausdrücklich gesagt, worauf er besonders achten sollte und war schließlich – nicht ohne sich vorher das Versprechen geben zu lassen, dass man ihn umgehend über jegliche Erkenntnisse informieren sollte – in sein Büro marschiert, wo er sich zunächst einmal intensiv mit der Akte aus dem Archiv beschäftigte. Rebekka hatte seinerzeit einige Leichen hinterlassen und er musste erst kurz überlegen, welchem ihrer Opfer sie eigentlich die Kehle durchgeschnitten hatte. Doch das Problem war schnell gelöst. Es war die Krankenschwester aus dem Bethesda-Hospital gewesen, deren Identität sie dann kurzfristig angenommen hatte. Fornell verzog das Gesicht – es hätte ihm eigentlich gleich einfallen müssen – schließlich hatte sie ihn in dieser Verkleidung gelinkt. Er griff sich die Fotos von der toten Frau und studierte sie intensiv. Natürlich musste er auf den Bericht warten, doch auch so war er schon so gut wie überzeugt davon, dass die Wunden am Hals der bedauernswerten Krankenschwester und die Wunden, die er gestern am Hals von Ken Whiteshaw gesehen hatte, ein und dasselbe Muster aufwiesen. Das Messer hatte in beiden Fällen leicht gezackte Wundränder hinterlassen, die nach seinem Dafürhalten eindeutig auf ein Jagdmesser hindeuteten.

 

Nachdenklich legte er schließlich die Fotos wieder in die Akte zurück und griff zum Telefon. Die Ungeduld, die ihn gepackt hatte, ließ sich kaum mehr zügeln. Er ahnte, nein, er wusste, dass er auf etwas Entscheidendes gestoßen war.

 

„Sacks? Warum zum Teufel melden Sie sich nicht bei mir? Wo stecken Sie?“

 

Glücklicherweise konnte er nicht sehen, wie sein Untergebener am anderen Ende der Leitung genervtdas Gesicht verzog: „Ich bin auf dem Weg zum Arbeitgeber von Whiteshaw“, gab er jedoch bereitwillig Auskunft. „Den Weg nach Greenbelt hätte ich mir sparen können“, konnte er sich jedoch nicht verkneifen, hinzuzufügen. „Die Befragung der Nachbarn war genauso erfolglos wie gestern. Niemand konnte etwas Neues sagen und die Fotos haben da auch nicht weitergeholfen.“

 

Fornell´s Gesichtsausdruck wurde noch eine Spur grimmiger, sofern das überhaupt noch möglich war. „In Ordnung! Melden Sie sich umgehend, wenn Sie bei dem Arbeitgeber wieder raus sind, hören Sie?“

 

„Selbstredend.“ Nach Ansicht von Sacks machte Fornell ein bisschen viel Wind um einen Toten, der zurückgezogen in einer Kleinstadt wie Greenbelt gelebt hatte. Seiner Ansicht nach war der Mann einem Raubüberfall oder etwas ähnlichem zum Opfer gefallen. Irgendein Penner, der auf der Durchreise war und Geld gebraucht hatte. Doch Fornell war der Chef, also würde er tun, was dieser verlangte.

 

„Gut. – Machen Sie schnell.“ Ohne ein verabschiedendes Grußwort legte Tobias den Hörer auf und wandte sich gespannt dem Pathologen zu, der gerade sein Büro betreten hatte. „Und? Was haben Sie für mich?“

 

„Kann ich mal an Ihren Computer?“

 

„Sicher.“

 

Der Pathologe gab mit flinken Fingern einige Befehle in die Tastatur ein, bevor er dann schließlich den Bildschirm so drehte, dass beide Männer ihn einsehen konnten. Es erschienen verschiedene Fotos dort, die nach Belieben aufgerufen und vergrößert werden konnten.

 

„Sie sagten, dass sie sich besonders für den tödlichen Schnitt durch die Kehle interessieren?“

 

„Richtig.“

 

„Nun, wie gesagt, dies war die Verletzung, die letztendlich zum Tod des Opfers geführt hat. Die Stichverletzungen waren nicht unmittelbar lebensgefährlich, allerdings hätte ihn der Blutverlust in absehbarer dann doch Zeit getötet. Aber das mit dem Auge deutet klar darauf hin, dass der Täter sein Opfer bewusst quälen wollte.“

 

„Der Mann lebte also noch als ihm das Auge ausgestochen wurde.“

 

„Zweifellos“, nickte der Pathologe.

 

„Folter also?“ Das ungute Gefühl in seiner Bauchgegend verstärkte sich zu einer ausgewachsenen Übelkeit, aber schließlich hatte er unterschwellig nichts anderes erwartet.

 

„Ja, so kann man es auch nennen.“

 

„Was für eine Art Messer wurde benutzt?“, stellte Fornell nun die Frage, die ihm am meisten auf der Seele brannte.

 

„Mit ziemlicher Sicherheit ein Jagdmesser mit einer gezackten Klinge zum fachgerechten Ausweiden von Tieren.“ Der Mann klickte auf eines der Bilder und es erschien ein Foto, das nur den Ausschnitt der zerfetzten Halspartie von Whiteshaw zeigte. „Sehen Sie, wir können hier an den Rändern gut erkennen, dass…“

 

Fornell wartete die zu erwartende lange Erklärung nicht ab, sondern holte das Foto der von Rebekka getöteten Krankenschwester wieder aus der Akte und hielt es neben den PC-Bildschirm. „Und? Was sagen Sie?“, erkundigte er sich dann gespannt.

 

„Nun…“ Der Pathologe nahm sich Zeit und studierte beide Fotos genau. „Ich würde sagen, dass es sich um die gleiche Art Tatwaffe handelt. Natürlich gibt es eine Menge Leute, die solche Jagdmesser besitzen, aber…“ Er stutzte, setzte sich seine Lesebrille auf, die an einer Kette um seinen Hals hing, und ging mit dem Gesicht noch näher an die Fotos heran. Schließlich lehnte er sich wieder zurück. „Sie haben recht“, sagte er dann die Worte, die Fornell befürchtet hatte„Beide Taten wurden mit dem gleichen Messer verübt.“

 

„Wie kommen Sie darauf?“, erkundigte sich der FBI-Mann dennoch sicherheitshalber.

 

„Sehen Sie hier…“ Der Pathologe zeigte auf eine Stelle mitten im Halsabschnitt von Whiteshaw und danach auf eine Stelle etwas weiter seitlich auf dem Foto der Krankenschwester. „…und hier. Es sieht so aus, als fehlten dem Messer ein oder zwei Zacken – vielleicht sind sie auch nur abgestumpft – aber man kann anhand dieser beiden Schnittstellen sehr gut erkennen, dass beide Taten mit einem Messer verübt wurden, das diese spezielle Eigenart aufweist. Und ich halte es doch für sehr unwahrscheinlich, dass das ein Zufall sein soll. Was glauben Sie?“

 

Fornell legte das Foto der Krankenschwester aus der Hand und nickte grimmig. „Ich glaube nicht an Zufälle“, benutzte er dann unbewusst eine von Gibbs Regeln.

 

„War es das, was Sie hören wollten?“

 

„Sagen wir, es war das, was ich zu hören befürchtet habe“, antwortete Fornell und entließ den Mann mit einem Kopfnicken. „Danke.“ Nachdem der Pathologesein Büro verlassen hatte, griff er mit äußerst besorgtem Gesichtsausdruck zum Hörer und wählte schließlich die ihm wohlbekannte Nummer. Es klingelte einige Male, bevor sich am anderen Ende jemand meldete.

 

„Jethro, ich bin es, Tobias.“ Er machte eine Pause, es fiel ihm tatsächlich schwer, das unvermeidliche, in seinen Augen sogar unvorstellbare, auszusprechen. Erst als sich Gibbs am anderen ungeduldig erkundigte, was denn nun los sei, holte er tief Luft. Er hasste es, der Überbringer unangenehmer Nachrichten zu sein, doch in diesem Fall kam er leider nichts darum herum. Er war es, der die Bombe zum Platzen bringen und die Lawine ins Rollen bringen musste. Wer sonst sollte es tun? „Es…es gibt Indizien, dass Rebekka Rivkin den Unfall überlebt hat. Gibbs, ich bin überzeugt davon, dass sie wieder da ist und auch bereits wieder gemordet hat!“

 

17. Kapitel

Im Büro des Directors – früher Nachmittag   

 

Krachend ließ der Chefermittler den Hörer zurück auf die Station fallen und hieb unbeherrscht so fest mit der Faust auf seinen Schreibtisch, dass einige sich darauf befindliche Teile scheppernd zu Boden fielen und McGee erschrocken von seiner Tastatur aufblickte.

 

„Boss? Ist was passiert?“

 

„Nein!“, fuhr Gibbs ihn scharf an. „Was sollte denn passiert sein?“

 

„Nichts, äh…schon gut. Geht mich nichts an. Schon verstanden, Boss.“ McGee beugte sich wieder über seine Tastatur und wollte gerade mit der Arbeit fortfahren, als Gibbs ihn überraschend wieder ansprach.

 

„Wann hast du eigentlich das letzte Mal Tony besucht?“

 

„Was?“

 

„Spreche ich chinesisch, McGee?“

 

„Nein, natürlich nicht, Boss. Ich…es ist nur…“

 

„Wann Tim?“

 

„Das letzte Mal habe ich ihn Thanksgiving gesehen – bei Ducky.“

 

„Nun, dann bin ich dafür, dass du deine Mittagspause jetzt mal zur Abwechslung nicht bei Abby unten, sondern mit Tony verbringst.“

 

McGee`s Gesichtsausdruck stellte ein einziges Fragezeichen dar, man sah ihm an, wie sehr ihn die Worte des Grauhaarigen verwirrten. „Du meinst…ich soll zu ihm fahren? Jetzt?“

 

„Ganz genau, du Blitzmerker. Nun hau schon ab! Nimm dir ein Taxi. Ach ja, ich will dich hier heute nicht mehr sehen, klar? Feier ein paar Überstunden ab.“

 

„Ääähh, ja klar, Boss.“ Immer noch auf´s äußerste verwirrt, griff sich McGee seinen Rucksack und trollte sich in Richtung Aufzug.

 

„Und grüß Tony von mir“, rief Gibbs dem MIT-Absolventen noch hinterher, bevor er aufstand und sich umgehend auf den Weg zum Büro des Directors machte. Er war nur froh, dass Ziva sich im Augenblick bei Ducky in der Pathologie befand. Die Israelin wäre aufgrund seines Verhaltens mit Sicherheit misstrauisch geworden und das konnte er jetzt am allerwenigstens gebrauchen.

 

**************

 

Ohne auch nur andeutungsweise den Eindruck zu erwecken, als wollte er die Vorzimmerdame von Vance fragen, ob der Direktor für ihn zu sprechen wäre, lief er an dieser vorbei und öffnete resolut die Tür zum Büro seines Vorgesetzten.

 

Die Sekretärin hatte zwar den Mund geöffnet, um den Grauhaarigen daran zu hindern, ohne Anmeldung in Vance‘  Dienstzimmer zu stürmen, gab dann aber das erfolglose Unterfangen resigniert auf. Gibbs war eben Gibbs und sie war es leid, mit ihm stille Kämpfe auszufechten, aus denen sie sowieso als Verliererin hervorgehen würde. Es hatte sowieso keinen Sinn, der Mann würde sich nie ändern.

 

Vance telefonierte gerade und blickte unwillig auf, als da jemand unangemeldet in sein Büro platzte. Als er Gibbs erkannte, verdrehte er ergeben die Augen. Das hätte er sich ja denken können – wer sonst würde es wagen…

 

„Ich rufe Sie zurück. – Ja, gleich. – Es tut mir leid. – Nein, Sir, es wird gewiss nicht lange dauern.“ Schließlich legte er den Hörer zurück auf die Station, lehnte sich in seinem Sessel zurück und funkelte seinen Untergebenen süffisant an: „Agent Gibbs  ---  Ich kann mich gar nicht daran erinnern, `Herein´ gesagt zu haben.“

 

„Leon, ich muss mit Ihnen  reden.“ Wie üblich hielt sich Gibbs nicht lange mit Formalitäten auf.

 

„Dann lassen Sie sich wie jeder andere einen Termin geben.“

 

„Director Vance. Was soll das? – Ich habe keine Zeit für Grabenkämpfe. Es ist wichtig! Es geht um DiNozzo.“

 

Vance zog die Augenbrauen hoch: „Also gut. Sie haben fünf Minuten. Was ist nun schon wieder mit DiNozzo?“

 

„Nichts, ich möchte lediglich, dass Sie ihn wieder arbeiten lassen.“

 

„Er ist noch nicht soweit. Ich habe erst gestern einen neuen Bericht von Dr. Randolph bekommen. Ihr Mann verweigert nach wie vor jegliche Zusammenarbeit. Dr. Randolph ist kurz davor, die Behandlung abzubrechen – was das für DiNozzo bedeuten würde, muss ich Ihnen ja wohl nicht erst erklären.“

 

Gibbs atmete tief durch und verfluchte seinen Senior-Agent insgeheim. Wäre Tony jetzt in Reichweite, würde er ihm eine saftige Kopfnuss verpassen. Der Junge trug eine Menge Mitschuld an seinen grauen Haaren und wenn das so weiter ging, hatte er auch noch den Rest zu verantworten, soviel war mal sicher. Durch Tony´s verfluchte Sturheit gestaltete sich jetzt das Gespräch mit dem Director noch schwieriger als erwartet. Er hasste es, bei Vance als Bittsteller zu erscheinen, doch da musste er jetzt durch. Gestern noch hätte er sich vermutlich gesagt, dass er es einfach in einigen Tagen noch einmal versuchen würde – aber jetzt… Die Ausgangssituation hatte sich mit Fornell´s Anruf komplett geändert. Jetzt wollte er nicht nur Ziva eine Bitte erfüllen, die Tony eventuell aus seiner Niedergeschlagenheit holen würde – nein, jetzt wollte er Tony unter seinen Fittichen wissen. Rebekka Rivkin lebte und er war sich sicher, dass sie nicht versuchen würde, unbeschadet zurück nach Israel zu kommen. Nein, sie hockte jetzt irgendwo, leckte ihre Wunden und lauerte mit Sicherheit nur darauf, zuschlagen zu können und es wäre vermessen anzunehmen, dass ihr erklärtes Ziel nicht Anthony DiNozzo war.

 

Die große Frage allerdings lautete, inwieweit er Vance einweihen sollte? Er hatte Fornell nicht ohne Grund um Stillschweigen gebeten, denn er hatte vorläufig auch nicht vor, sein Team bereits zu informieren. Er konnte sich gut vorstellen, dass der sowieso schon traumatisierte Tony vollends ausflippen würde, wenn er erfuhr, dass Rebekka es wieder auf ihn abgesehen hatte. McGee, wäre vermutlich der Einzige, der mit der Tatsache umgehen könnte, allerdings befürchtete er, dass er doch mit der Situation überfordert wäre, wenn Ziva, wie zu vermuten stand…Gott, er wollte sich lieber gar nicht erst vorstellen, wie Ziva reagieren würde, wenn sie erfuhr, dass Rebekka Rivkin den Sturz in den Potomac doch überlebt hatte.

 

„Gibbs! Sind Sie noch bei mir?“

 

„Ja, Leon, sicher.“ Der Teamleiter rang sich zu einem Entschluss durch. „Hören Sie, ich möchte Sie hiermit offiziell um einen Gefallen bitten.“

 

„Sie wollen ernsthaft, dass ich DiNozzo wieder zum Dienst zulasse, richtig?“

 

„Ganz genau! Innendienst wohlgemerkt und … wenn Sie dem zustimmen, dann haben Sie etwas bei mir gut. – Einverstanden?“

 

„Darf ich wenigstens fragen, warum Ihnen plötzlich so viel daran liegt?“

 

„Nein.“ Gibbs erwiderte den prüfenden Blick seines Vorgesetzten ohne mit den Wimpern zu zucken.

 

Wider besseres Wissen nickte der Director nach einer kurzen Pause. Trotz Gibbs‘ ‚Nein‘ etwas von ihm erfahren zu wollen, war bekanntermaßen aussichtslos und obwohl es ihm überhaupt nicht passte, dass sein zugegeben bester Mann sich einmal mehr nicht an die Regeln halten wollte, rang er sich schließlich dazu durch, der Bitte zuzustimmen. „Gut, ich bin einverstanden. Aber ich sage Ihnen eins: Sie sind mir für Ihren Mann verantwortlich und wenn er auch nur andeutungsweise aus der Reihe tanzt, dann rollt nicht nur sein Kopf. Habe ich mich klar ausgedrückt?“

 

Gibbs nickte mit einem zynischen Lächeln auf den Lippen. „Sonnenklar.“ Er stand auf und ging zur Tür. Bevor er das Büro endgültig verließ drehte er sich noch einmal um: „Danke, Leon.“

 

Der Director hob die Augenbrauen, schob seinen Zahnstocher gekonnt in den anderen Mundwinkel und antwortete mit einem angedeuteten Lächeln. „Nichts zu danken, dafür habe ich etwas gut bei Ihnen…seien Sie sicher, dass ich das nicht vergessen werde.“

 

„Oh, das bin ich.“ Nachdem Gibbs die Tür hinter sich geschlossen und das Vorzimmer verlassen hatte, nickte er grimmig vor sich hin. „Das bin ich, Leon!“

18. Kapitel

Zeitgleich - In Baltimore in einem Waffengeschäft

 

Der ältere Mann mit der starken Brille auf der Nase und dem bereits schütter werdenden mausgrauem Haar blickte interessiert auf, als eine hübsche, junge Frau seinen Laden betrat. „Was kann ich für sie tun Miss?“ begann er sofort dienstbeflissen und legte den Lappen zur Seite, mit dem er gerade noch den Lauf eines Jagdgewehrs geputzt hatte. Die Frau hatte lange braune Haare, wusste sich zu bewegen und hatte eine klasse Figur, wie er am Rande registrierte. So etwas Rassiges verirrte sich nicht oft in seinen Laden und so war er hocherfreut, endlich wieder einmal nicht den klassischen „Jägertypen“ zu Gesicht zu bekommen.

 

Zögerlich trat die Kundin auf den Mann zu. Sie schien schüchtern und unsicher zu sein, womit sie sofort den Beschützerinstinkt des Ladenbesitzers weckte.

 

„Ich … ich möchte gerne eine Waffe kaufen“, brachte sie stockend hervor und schenkte dem Verkäufer einen unschuldigen Augenaufschlag. „Ich weiß nur nicht, was ich dafür tun muss.“

 

„Aber gerne, woran haben sie denn gedacht, bzw. wofür brauchen sie die Waffe?“ Der Mann  hatte sich ein wenig vorgebeugt und lugte verstohlen in den Ausschnitt, den ihm Rebekka ganz bewusst präsentierte, was er natürlich nicht ahnen konnte. So erfreute er sich an dem Anblick zweier wohlgeformter, fester Brüste ohne BH, denn so etwas hatte er schon länger nicht mehr zu Gesicht bekommen. Bei seiner Frau hatte in dieser Region bereits vor einigen Jahren die Erdanziehungskraft massiv eingesetzt und…na ja, er genoss den Anblick im Stillen und freute sich. Wo kein Kläger, da auch kein Richter und was seine Frau nicht wusste, konnte sie auch nicht ärgern.

 

„Ich weiß nicht – mein Ex-Freund lässt mich einfach nicht in Ruhe. Er ist Choleriker, neigt zu Wutausbrüchen und ich würde mich einfach sicherer fühlen, wenn ich eine Pistole oder so etwas bei mir zu Hause hätte.“ Sie nestelte an den langen braunen Haaren ihrer Perücke herum und lächelte den Mann verführerisch an. „Verstehen Sie das?“

 

„Aber ja, machen Sie sich keine Sorgen, da finden wir bestimmt das Richtige für sie“, erklärte er großspurig und beförderte flugs drei verschiedene Modelle aus einigen Schubladen zu Tage. „Die sind alle vollautomatisch und besonders einfach zu bedienen. Vielleicht ist für Sie die etwas leichtere, kleinere Waffe hier das Richtige. Bei so einer zierlichen Person, wie Sie es sind.“ Er legte ihr eine Pistole in die Hand, streifte dabei wie unabsichtlich ihre langen, schlanken Finger und beobachtete, wie seine junge Kundin die Waffe anscheinend etwas ratlos betrachtete.

 

„Kann ich die vielleicht ausprobieren? An einem Schießstand, oder so? Wissen Sie, ich habe noch nie so etwas in der Hand gehabt. Das alles macht mir ein bisschen Angst. Mit zitternden Händen legte die Israelin die Waffe zurück auf den Tresen, so als fürchte sie, dass sie jederzeit losgehen könnte. 

 

„Aber selbstverständlich! Kein Problem.“ Der Ladenbesitzer holte eine Schachtel Patronen aus der Schublade, nahm die Waffe wieder an sich und deutete auf eine Tür hinter sich: „Bitte kommen Sie mit. Hinten habe ich einen Schießstand. Warten Sie, ich schließe nur schnell den Laden ab – ist eh Zeit für die Mittagspause.“ Er lief zur Ladentür, sperrte diese eilig ab, dann ließ er Rebekka, ganz Gentleman, nach hinten vorausgehen. Der tatsächliche Grund jedoch war, dass er ihr so unbemerkt lüstern auf den wohlgeformten, in einer engen Hose steckenden, Hintern starren konnte.

 

„Sie sind wirklich sehr nett“, säuselte Rebekka, die sich der Tatsache, was sie gerade mit den Hormonen des armen Mannes anstellte, sehr wohl bewusst war. Lasziv warf sie ihm einen schnellen Blick über die Schulter zu, während sie ihren Hüftschwung weiterhin perfekt einsetzte. „Ehrlich, ich wüsste gar nicht, was ich ohne ihre Hilfe tun sollte.“

 

„Oh, ich helfe immer gerne, wenn ich kann.“ Mann, der Tag entwickelte sich ja besser als gedacht. Vielleicht ging ja etwas mit der Kleinen, irgendwie schien sie nicht abgeneigt zu sein. So wie sie sich ihm präsentierte. Schon allein bei dem Gedanken daran, fühlte er einige angenehm schmerzhafte Stiche in seiner Lendengegend. Gott, er konnte sich gar nicht mehr daran erinnern, wann seine Alte ihn das letzte Mal rangelassen hatte, aber die Aussicht, die sich ihm hier jetzt bot, war sowieso um Längen besser. Unbewusst packte er sich in den Schritt und rückte sein mittlerweile bretthartes Glied so zurecht, dass es etwas mehr Platz in der Hose fand. „Ich hasse diese Typen, die nicht akzeptieren können, wenn etwas zu Ende ist.“

 

„Ja, sie haben Recht. Das ist furchtbar und es macht mir Angst.“ Mit einer tiefen Befriedigung registrierte Rebekka, dass der Mann bei seinen letzten Worten fast schon schnaufte. Ihr Plan schien zu funktionieren und so wechselte sie rasch wieder das Thema. „Sie haben ja furchtbar viele Waffen da draußen. Sind die denn alle einsatzbereit?“, erkundigte sie sich anscheinend belanglos. „Mich würde das nervös machen.“

 

„Selbstverständlich sind alle Waffen einsatzbereit und ohne zu prahlen kann ich behaupten, dass mein Geschäft besonders gut sortiert ist.“

 

Natürlich, dachte Rebekka still bei sich – was glaubst du, warum ich mir deinen Laden ausgesucht habe. Während sie noch darüber nachdachte, dass ihr der Typ so langsam aber sicher auf den Zwirn ging, schwadronierte der Ladenbesitzer arglos weiter.

 

„Ehrlich, Miss, bei mir sind Sie genau richtig. Von Pistolen, Revolvern, über Sturmgewehre bis hin zu  Maschinengewehren bekommen Sie bei mir alles. Ich habe dafür eine spezielle Konzession. Die bekommt natürlich nicht jeder. Mein Leumund wurde auf Herz und Nieren geprüft  und das Ganze hat mich eine Menge Geld gekostet. Letztendlich jedoch hat sie sich bezahlt gemacht. Aber das ist kein Grund, nervös zu werden, und natürlich können Sie solche Waffen auch nicht gleich mitnehmen; das geht nur gegen Vorlage der entsprechenden behördlichen Genehmigungen.“ Der Mann hatte die Pistole inzwischen geladen und legte sie gesichert auf einen kleinen Bestelltisch. „Ich zeige Ihnen jetzt, wie Sie sich richtig hinstellen und wie Sie die Pistole halten müssen, um auch etwas zu treffen.“ Er stellte sich hinter Rebekka, legte ihr die Hände auf die Hüften und drehte sie in die richtige Position. Dabei hatte er offensichtlich Mühe, seine immer schneller werdende Atmung unter Kontrolle zu bringen, doch er riss sich zusammen. Schließlich wollte er seine Kundin nicht verschrecken und sich so womöglich um seine Chance bringen. Er reichte ihr die Waffe, umfasste ihre Arme und führte sie sanft nach oben: „Sehen Sie, Sie fassen die Pistole mit beiden Händen und strecken die Arme in einer geraden Linie voraus. So können Sie am besten ein Ziel fixieren.“

 

Die Israelin spürte den heißen Atem des Mannes in ihrem Nacken und fühlte gleichzeitig seine Erregung an ihrem Gesäß. Ein angewiderter Ausdruck flog über ihr Gesicht. Das war ja widerlich, was bildete sich dieser Arsch eigentlich ein? Hielt der sie für Freiwild? Damit würde sie jetzt Schluss machen, und zwar ein für alle mal. „Könnten Sie bitte ein wenig zurücktreten?“, fragte sie betont harmlos.

 

Überrascht und ein wenig widerwillig löste sich der Ladenbesitzer von ihr und rückte einen Schritt zurück, um wieder etwas Abstand zwischen sie zu bringen. Das genügte Rebekka. Geschmeidig drehte sie sich um und richtete die Waffe auf den völlig perplexen Mann, der kurz erschrocken aufschrie.

 

„Was? Was tun Sie denn da? Passen Sie auf, die Waffe ist geladen! – He, ich…ich wollte Ihnen auf keinen Fall zu nahe treten.“ Der Mann wich noch einen Schritt zurück und versuchte ein entschuldigendes Grinsen, was ihm allerdings ziemlich missglückte. Noch nahm er offenbar an, dass sie sich über seine Annäherung entrüstet hatte.

 

Nun ja, diese Annahme war ja auch nicht ganz unrichtig, dachte Rebekka bei sich, doch wenn der Mann jetzt schon gewusst hätte, was ihm noch blühte…Sie ging überhaupt nicht auf seine Worte ein. „Was ist dahinten?“, fragte sie und zeigte mit einem Kopfnicken auf eine weitere Tür, die sie beim Betreten des Raumes sofort registriert hatte.

 

„Da geht es zu meinem Lager“, gab der verängstigte Mann bereitwillig Auskunft. Verdammt, was wollte sie nur von ihm? Sie hatte ihn durch ihr Auftreten doch erst animiert. Und jetzt, wo sie ihn so richtig heiß gemacht hatte, machte sie plötzlich einen auf prüde. Alles Schlampen, dachte er bei sich, doch er hütete sich, sich seinen Ärger anmerken zu lassen. Immerhin zeigte die Frau gerade mit einer geladenen und entsicherten Waffe auf ihn.

 

Plötzlich überraschte sie ihn jedoch aufs Neue, indem sie ein Lächeln aufsetzte, auf ihn zukam, ihm die Waffe direkt vor die Nase hielt, während sie sich gleichzeitig kurz an ihm rieb und sagte: „Weißt du, ich steh´ auf ein wenig anderen Sex. Ich gebe gerne den Ton an. Also los, geh nach hinten!“, befahl sie. „Ich verspreche dir, du wirst deinen Spaß haben.“ Sie fasste ihn mit der freien Hand so hart in den Schritt, dass er erschrocken zusammenzuckte. „Hast du doch auch jetzt schon, wie ich merke. Komm schon, beeil´ dich, ich brauch´ `nen Fick – je härter, desto besser.“

 

Für den Bruchteil einer Sekunde fragte der Ladenbesitzer sich, wie sich eine nervöse, verschüchterte und ängstliche Frau binnen Minuten so verwandeln konnte, doch die prickelnden Aussichten, die sich ihm hier und jetzt boten, ließen ihn gleich darauf wieder alle Vorsicht vergessen. Der Mann atmete erleichtert aus und dachte, wie pervers heutzutage die Jugend doch manchmal war. Aber wenn es sich um so eine gutaussehende Frau handelte, würde er gerne mitspielen. Wer weiß, vielleicht konnte ihm das junge Gemüse ja tatsächlich noch was beibringen? Und so wie sein kleiner Freund sich anfühlte, würde er sicher voll auf seine Kosten kommen. Wortlos drehte er sich schwer atmend um und ging zu der Tür, die zum Lager führte. Nervös und voller Vorfreude auf das, was ihn erwartete, fingerte er den Schlüssel aus der Hosentasche und sperrte auf. Eine kurze Steintreppe führte einige Stufen nach unten. Er hörte, wie Rebekka hinter ihm die Tür schloss und ihm die Stufen hinab folgte. Erwartungsvoll drehte er sich um und blickte noch immer in den Lauf der Pistole, was ihn prompt wieder ein wenig verunsicherte. Mit leicht zitternder Stimme fragte er: „Und? Wie geht es jetzt weiter? Was erwartest du von mir?“

 

„Zieh deine Weste aus und gib sie mir“, verlangte die Frau vor ihm und lächelte ihm beruhigend zu.

 

Ein wenig verschämt schälte er sich aus der Steppweste, mit der immer gerne seinen Bauchansatz kaschierte, und reichte sie weiter an die Frau, von der er sich gleich den Himmel auf Erden versprach.

 

Immer noch lächelnd nahm Rebekka die Weste entgegen, knüllte sie zusammen und legte sie dann über den Lauf der Waffe.

 

Mit fragendem Blick hatte der Ladenbesitzer ihr zugesehen. So langsam wurde ihm dieses Spiel wirklich unangenehm und auch das geheimnisvolle Lächeln beruhigte ihn nicht mehr wirklich. Was sie jedoch wirklich vorhatte, hatte er noch immer nicht begriffen.

 

„Glaubst du wirklich, ich würde mich mit so einer traurigen Figur wie dir abgeben?“, fragte sein Gegenüber da plötzlich in einem völlig anderen Ton und auch das Lächeln war mit einem Mal aus dem hübschen Gesicht verschwunden. Bevor ihr Opfer jedoch Zeit zum Überlegen fand, drückte Rebekka schnell dreimal hintereinander ab. Durch die Weste wurde der Schall gedämpft, so dass man draußen bestimmt nichts hören würde. Einzig und allein das war Rebekkas Anliegen gewesen, als sie den Unglückswurm um seine Weste gebeten hatte.

 

Ungläubig starrte ihr der Mann noch wenige Sekunden in die Augen, bevor er zunächst langsam auf die Knie sank. Er war bereits tot, als er gleich darauf  auf dem staubigen Kellerboden zusammenbrach.

 

Ohne die Leiche noch eines Blickes zu würdigen, sah Rebekka sich ruhig in dem Lagerraum um, der für Sie das reinste Schlaraffenland war. Hier gab es alles, was sie benötigte. Doch bevor sie sich bediente, zog sie noch ein paar dünne Einweghandschuhe aus ihrer Hosentasche und schlüpfte schnell hinein. Dann griff sie sich mehrere Handfeuerwaffen verschiedenen Kalibers, entsprechende Munition und entschied sich letztlich noch für ein Gewehr mit Zielfernrohr und Schalldämpfer. Sie packte alles in eine Gewehrtasche, von denen sich ebenfalls mehrere Ausführungen in verschiedenen Größen im Lager befanden, bevor sie schließlich die Stufen wieder hinaufstieg. Sorgfältig verschloss sie das Lager und ging Richtung Verkaufsraum. Gleich als sie eingetreten war, hatte sie die Video-Kameras bemerkt, die mit ihren verschiedenen Einstellwinkeln den ganzen Laden überwachten. Sie stellte die Tasche hinter der Theke ab und ging zur Ladentür. Nach einem kurzen Blick nach draußen klappte sie ein Schild um, das in der Tür hing. „Geschlossen“ war jetzt von draußen zu lesen. Zuvor hatte sie noch mitbekommen, dass der endgeile Bock lediglich abgeschlossen, das Schild aber vergessen hatte. Rebekka zog den Schlüssel, der von innen steckte ab, und lief dann hinüber zu den Video-Kameras. Mit einem kurzen Ruck riss sie alle Technik aus ihren Verankerungen, nahm die Bänder heraus und ließ sie in ihre Hosentasche gleiten, die Kameras warf sie achtlos auf den Boden.

 

Nachdem Sie noch das Bargeld aus der Kasse geholt hatte, griff sie sich die Gewehrtasche und verließ den Laden in Richtung der hinteren Räume. Sie sah sich noch einmal kurz um und betrat dann ein kleines Büro. Ein Blick auf den in die Jahre gekommenen Computer sagte ihr, dass die Video-Kameras mit Sicherheit nicht mit diesem Gerät vernetzt waren, dazu war die Technik des Computers viel zu veraltet. Rasch durchsuchte sie noch den Schreibtisch und den Wandschrank, in dem sie einen alten, kleinen Safe fand, der noch wesentlich mehr Jahre auf dem Buckel hatte, als der Computer. Den zu öffnen, war wirklich kein Kunststück. `Da hat sich die Mossad-Ausbildung ja wieder mal bezahlt gemacht`, dachte sie erfreut, als sie darin noch mehrere hundert Dollar fand. Anschließend ließ sie ihren Auftritt im Laden gedanklich noch einmal Revue passieren. Ihre Fingerabdrücke hatte sie von den Türklinken abgewischt, sonst hatte sie nichts ohne Handschuhe angefasst.  - Nein, sie war sich sicher, es gab keine Spuren mehr zu ihr. Zufrieden blickte sie sich nochmals kurz, bevor sie schließlich durch die Hintertür das Waffengeschäft verließ. Sorgfältig verschloss sie die Tür hinter sich – den Schlüssel ließ sie ein paar Blocks weiter in einen Kanalschacht fallen. An die Leiche im Lagerraum verschwendete sie keinen Gedanken mehr. Stattdessen freute sie sich auf die vor ihr liegende Zeit.

 

Jetzt war sie gerüstet – endgültig wieder fit und ausreichend bewaffnet. Somit stand einer Rückkehr nach Washington nichts mehr im Wege. Der Schlussakkord konnte eingeläutet werden.

19. Kapitel

Unerwarteter Besuch

 

Als es klingelte zuckte Tony erschrocken zusammen und ließ dabei fast den Streifen Tabletten, den er gerade aus dem WC-Wasserkasten gefischt hatte, fallen. Es gelang ihm im letzten Moment, den Streifen mit dem Knie neben die Toilette zu lenken. Verunsichert und gleichzeitig verärgert warf er einen schnellen Blick auf seine Armbanduhr. Wer zum Teufel konnte das sein? Um diese Zeit? Er erwartete niemanden und Ziva hatte schließlich einen Schlüssel, sie würde nicht klingeln. Sein Traum von vor einigen Wochen fiel ihm plötzlich wieder ein und das ungute Gefühl in seiner Magengegend verstärkte sich. Unwillkürlich schoss ihm durch den Kopf, dass tatsächlich vor kurzem neue Nachbarn in das Haus gezogen waren, die er bislang noch nicht kennengelernt hatte. Was, wenn sich Rebekka nun wirklich heimlich hier eingenistet hatte und wie die Spinne im Netz auf ihn – ihre Beute – lauerte?

 

„Gott, Tony“, gab er sich schließlich einen Ruck, was ihn nicht daran hinderte, erneut zusammenzuzucken, als es zum wiederholten Male nachdrücklich an der Tür klingelte. „Du wirst echt paranoid, alter Junge“, machte er sich selber Mut, während er hastig die Medikamente wieder in den wasserdichten Beutel stopfte und rasch zurück in den Wasserkasten legte. Abdeckung drauf und fertig! Bevor er das Bad verließ, warf er noch schnell einen Blick über die Schulter zurück, ob er auch nichts vergessen hatte und dann machte er sich auf den Weg zur Tür. Gerade als er die Gegensprechanlage betätigen wollte, klopfte es von außen und abermals konnte er nicht verhindern, dass er sich erschreckte. Schnell drückte er sich seitlich von der Tür mit dem Rücken an die Wand. Die Gedanken überschlugen sich in seinem Kopf. Was sollte er tun? Einfach die Tür öffnen und sehen, wer davor stand – dabei aber riskieren, dass er überrumpelt wurde? Oder konnte er es wagen, einen Blick durch den Türspion zu werfen? Dazu müsste er sich allerdings vor die Tür stellen und eine Rebekka Rivkin würde sich sicher nicht davor scheuen, mit einer großkalibrigen Waffe hässliche Löcher in die Tür zu schießen… 

 

Tony bemerkte plötzlich, dass er zitterte und er hasste sich dafür. Was war bloß aus ihm geworden? Was hatte diese Frau mit ihm angestellt? Würde er jemals wieder der alte sein?  - Rebekka Rivkin war tot! Fischfutter! Ersoffen im eiskalten Potomac! Warum beherrschte sie immer noch sein Denken? Warum…?  Noch während er überlegte, drang plötzlich eine bekannte Stimme in sein Bewusstsein.

 

„Tony? Bist du da?“

 

Die Erleichterung, die ihn durchströmte, ließ für einen Augenblick sogar seine Knie weich werden. McGee! Gott sei Dank! „Ich werde wohl echt verrückt“, murmelte er leise vor sich hin, während er sich geräuschlos wieder ein Stück von der Wohnungstür entfernte. Dabei rubbelte er sich gleichzeitig mit beiden Händen durch die Haare. „Ich komme! Ich komme ja schon!“, rief er schließlich vom Wohnzimmer aus und ging dann wieder zur Tür. Bevor er diese dann endlich öffnete, zog er sich noch schnell das Hemd aus der Hose.

 

„Elfenkönig, was tust du denn hier?“, fragte er vermeintlich überrascht, als er Tim, der gerade wieder hatte klopfen wollen, mit erhobener Faust vor der Tür stehen sah. „Ist was passiert?“ Ein eisiger Schreck durchfuhr ihn plötzlich. „Mit Ziva?“

 

„Nein, nein, mach dir keine Gedanken. Ich wollte nur mal nach dir sehen?“ beeilte sich McGee zu sagen. Auf keinen Fall wollte er seinen Kollegen beunruhigen.

 

„Mensch, konntest du das nicht später tun?“, fragte Tony aufatmend, aber gleichzeitig vorwurfsvoll. „Du hast mich geweckt. Du hast bestimmt schon mitbekommen, dass ich in letzter Zeit schlecht schlafe.“

 

„Kann ich reinkommen?“, fragte Tim, ohne näher auf Tony´s Vorwurf einzugehen und sein Freund gab schließlich sichtlich widerstrebend den Eingang frei.

 

„Natürlich – aber schau dich nicht um. Ich war nicht auf Besuch eingerichtet.“ Er ging voraus ins Wohnzimmer und fegte schnell ein paar Klamotten vom Sofa. „He, wehe du erzählst Ziva, wie´s hier aussah – die Hausarbeit ist im Moment mein Ressort, aber ehrlich, ich mach´s meist immer erst kurz bevor sie nach Hause kommt.“

 

„Kein Problem“, antwortete McGee und setzte sich auf die Sofakante. Er war tatsächlich einigermaßen überrascht, wie chaotisch das Zimmer wirkte. Schließlich kannte er Ziva und wusste sehr gut, wie sehr sie Ordnung liebte. Aber na ja, er kannte auch Tony und so beschloss er, sich nicht weiter zu wundern. Seiner Meinung nach mussten die beiden sehen, wie sie mit ihren unterschiedlichen Charakteren und Ansichten klar kamen. Das ging niemanden sonst etwas an und er würde den Teufel tun, sich bei den beiden einzumischen. Da konnte er nur verlieren.

 

„Also?“, fragte Tony in seine Gedanken hinein. „Was führt dich hierher?“ Während er sprach, räumte er fahrig einige DVD-Hüllen vom Tisch und griff nach den schmutzigen Gläsern vom Vorabend. „Willst du was trinken? – Viel habe ich aber nicht da. Ich war noch nicht einkaufen. He, ich könnte dir aber einen Tee kochen. Oder ist dir Kaffee lieber?“

 

„Du liebe Güte, Tony. Nun setz dich doch erst mal. Ehrlich – ich hab´ kein Problem damit, wie´s hier aussieht und ich werde dich auch nicht verraten. Versprochen!“, setzte er mit einem schiefen Grinsen im Gesicht hinzu. Plötzlich fiel ihm etwas ein:

„Ich hab´ dir was mitgebracht.“ Er zauberte eine DVD-Box aus seinem Rucksack und legte sie auf den Tisch. „Statt Blumen – ich hoffe, die hast du noch nicht.“

 

Tony griff nach der Box und es gelang ihm dabei kaum, das Zittern seiner Hände zu verbergen. Verdammt, er brauchte seine Tabletten! Warum war McGee nicht 10 Minuten später aufgekreuzt, dachte er unglücklich bei sich. Dann ginge es ihm jetzt besser! „Magnum! Wow – wie einfallsreich“, konnte er sich nicht verkneifen zu sagen, nachdem er einen Blick auf die Hülle der Box geworfen hatte.

 

„Du, die ist erst vor ein paar Wochen rausgekommen. Eine Special-Edition mit unter anderem bislang unveröffentlichtem Material“, verteidigte sich Tim automatisch.

 

„Schon gut, McDVD“, lächelte Tony. „Beruhige dich. Und „Danke!“. Die habe ich tatsächlich noch nicht.“

 

„Gut, gern geschehen.“

 

Ein etwas unangenehmes Schweigen machte sich breit. Keiner von beiden wusste so recht, wie die Unterhaltung weitergehen sollte. Bei Tim verstärkte sich das Gefühl, gerade nicht willkommen zu sein und Tony dachte nur daran, wie er jetzt am besten an seine dringend benötigte Tablettenration kommen konnte.

 

„Also gut“, wiederholte er schließlich seine Frage von kurz zuvor. „Warum bist du hier?“

 

„Befehl vom Chef“, rutschte es McGee unwillkürlich heraus.

 

„Toll! Und ich dachte schon, du kommst freiwillig“, war Tony´s zynische Reaktion.

 

„Nein! Ja! Auch!“ Tim bemerkte, wie verfahren er sich anhörte und gab sich einen Ruck. „Hör zu, es ist nur…Gibbs hat sich heute echt merkwürdig verhalten, indem er urplötzlich meinte, ich solle dich besuchen und ein paar Überstunden abfeiern. Ich meine, Hallo? Es ist ja nicht so, als hätten wir nichts zu tun...“ Er stockte. Mensch, was redete er denn da? Und prompt kam auch schon eine Reaktion.

 

„Ja, ja, stocher nur ruhig weiter in der Wunde rum“, warf Tony trocken ein.

 

„Ach, Tony, darum geht´s doch gar nicht“, sagte Tim nun leicht verärgert. „Niemand macht dir Vorwürfe, dass du nicht da bist. – Es war nur komisch. Das kam so von jetzt auf gleich. Und…na ja…irgendwie passte das dann auch zu meinem schlechten Gewissen dir gegenüber.“

 

„DU hast mir gegenüber ein schlechtes Gewissen?“ Jetzt war Tony tatsächlich überrascht. „Warum?“

 

„Weil…ach komm schon, Tony. Ich habe mich immer nur bei Ziva nach dir erkundigt. Daher weiß ich ja, dass es dir nicht so besonders gut geht…Kennst du das nicht? Man weiß, dass man etwas tun sollte, aber man drückt sich darum, so gut es eben geht, weil es unangenehm werden könnte. Ich hätte dich längst mal persönlich anrufen sollen. Nein, müssen! Ich meine, wir sind schließlich befreundet – das sind wir doch, oder? Es tut mir leid“, schloss McGee leicht verzweifelt. „Ich bin einfach nicht gut in so was.“

 

Tony war wider Willen gerührt. „Lass gut sein, Tim! Ich freue mich, dass du jetzt hier bist, okay?! Ehrlich, ich…“ Er brach ab und machte eine etwas hilflose Handbewegung in der Luft. „…du weißt schon…“, schloss er schließlich leise und machte eine kurze Pause, bevor er hinzusetzte. „Ich verschwinde mal kurz im Bad. Bin gleich wieder da, okay?“

 

Ohne die Antwort seines Kollegen abzuwarten verschwand er fast fluchtartig in Richtung Badezimmer. McGee blieb einigermaßen verwirrt zurück und vergrub den Kopf in seinen Händen. Sein schlechtes Gewissen war nicht gespielt gewesen. Seinem Freund ging es offensichtlich schlecht – viel schlechter noch, als er nach Ziva´s Worten zu Gibbs vermutet hatte. Tony´s Zittern war ihm nicht entgangen und er fragte sich unwillkürlich, ob das wirklich nur von seinem Schlafdefizit kommen mochte. Wie sollte er ihm helfen? Wie konnte er ihm helfen? Eine Frage auf die ihm so ad hoc keine Antwort einfallen mochte. Das Klingeln seines Handy´s riss ihn aus seinen trüben Gedanken und instinktiv griff er nach dem technischen Gerät – froh darüber, sich auf etwas anderes konzentrieren zu können.

 

„Timothy McGee“, meldete er sich, ohne einen Blick auf das Display geworfen zu haben.

 

„Das weiß ich doch – sonst hätte ich eine andere Nummer gewählt“, erklang prompt ungeduldig Gibbs´ Stimme an seinem Ohr und er verwünschte sich im Stillen, mal wieder nicht aufgepasst zu haben.

 

„Boss? Was ist los?“

 

„Nichts. Wo steckst du?“

 

„Ich bin noch bei Tony. Du wolltest doch, dass…“

 

„Ja, ja, schon gut – mehr wollte ich gar nicht wissen.“ Ein Klicken in der Leitung ertönte.

 

„Boss? Gibbs? Bist du noch dran? Hallo?“, rief der MIT-Absolvent in den Hörer, bekam jedoch keine Antwort mehr. Offensichtlich hatte sein Chef wieder einmal ein Gespräch ohne ein überflüssiges Grußwort beendet. Achselzuckend schob Tim das Handy wieder zusammen und steckte es in seine Hosentasche. Das Team war von Gibbs ja einiges gewohnt, aber dieses Verhalten in letzter Zeit erschien doch ziemlich seltsam. Na ja, Hauptsache, Gibbs wusste, was er mit diesem Anruf bezweckt hatte.

 

„Was wollte er?“, erkundigte sich Tony, der in diesem Augenblick zurückkam.

 

„Was?“ Tim war gedanklich noch immer bei dem sonderbaren Anruf seines Chefs.

 

„Gibbs! Was wollte er? Das war er doch, oder? – Ich hab´ dich gehört“, setzte er dann noch gespielt streng hinzu, „Leugnen ist also zwecklos.“

 

„Tony…warum sollte ich das leugnen? Was er wollte? Gute Frage! Keine Ahnung, du kennst ihn doch – das weiß wahrscheinlich nur er.“

 

„Hmm…“ Tony schien nicht ganz überzeugt von Tim´s Worten, doch in diesem Augenblick machte sich sein Handy mit einem dumpfen Klingelton bemerkbar…

 

20. Kapitel

Du darfst ab Montag wieder arbeiten!

 

„Himmel noch mal – das geht ja hier heute zu wie auf´m Bahnhof“, entfuhr es Tony, während er seinen Blick auf der Suche nach seinem Handy durch´s Zimmer schweifen ließ. „Wer zum Henker ist das denn jetzt schon wieder?“

 

McGee, der eine leise Ahnung hatte, hütete sich, etwas dazu zu sagen, sondern deutete nur vielsagend auf einen Stapel Autozeitschriften, die Tony eben vom Tisch auf ein seitlich an der Wand stehendes Highboard geräumt hatte. „Für mich klingt das so, als solltest du da mal nachschauen“, meinte er trocken, während Tony schon aufsprang.

 

„Wollte ich gerade“, log er glatt und hob die Zeitschriften an, woraufhin der Klingelton sofort deutlicher zu hören war. Mit einem wütenden Zischlaut auf den Lippen griff er nach seinem Handy und hielt es ans Ort. „Tony DiNozzo – bei der Arbeit – wer stört?“

 

„Ich störe also?“

 

Als er die Stimme seines Chefs hörte, veränderte Tony unbewusst seine Körperhaltung. Tim´s vorwurfsvolles Kopfschütteln ignorierte er gekonnt. „Boss! Hey! Wie komme ich zu der Ehre?“, fragte dann anscheinend gut gelaunt.

 

„Arbeit, DiNozzo – das hast du schon ganz richtig erkannt. Montagmorgen will ich dich pünktlich hier auf der Matte stehen sehen. Ist das klar?“

 

Tony glaubte, sich verhört zu haben. „Was? Du meinst…“

 

„Tony!“ Die bekannte leichte Ungeduld in Gibbs´ dunkler Stimme klang in Tony´s Ohren wie Engelschöre. „Spreche ich so undeutlich, oder was?“

 

„Nein, ich…ich habe dich sehr gut verstanden. Aber wie??? Gott, Gibbs! Wie hast du das bloß geschafft?“

 

„Kommunikation, DiNozzo! Ich habe mit Vance gesprochen – das ist alles. Wir brauchen hier dringend jemanden, der sich um die Aktenarbeit kümmert. Es ist viel liegen geblieben in der letzten Zeit.“

 

„Oh! Innendienst also“, kommentierte Tony mit deutlich verminderter Begeisterung, seine Euphorie hatte einen empfindlichen Dämpfer bekommen.

 

„Sicher, was hattest du denn gedacht? – Oder möchtest du lieber weiter daheim die Wände anbeten?“

 

„Nein, nein, um Gottes Willen.“ Tony fuhr sich mit der Hand durch die Haare und ergab sich in sein Schicksal: „Montagmorgen also – ich werde da sein.“

 

„Pünktlich, wenn ich bitten darf.“

 

„Aber sicher doch, Boss! Danke! Du kannst dich auf mich verlassen. Ich werde mich mit Ziva…Boss? Hey, Gibbs?“ Als er keine Antwort mehr bekam, legte er das Handy aus der Hand und blickte seinen Kollegen fragend an: „Ich darf wieder arbeiten. Wusstest du davon?“

 

„Nein“, antwortete McGee, der nicht minder überrascht war. „Aber hey, das ist doch prima. Du bist wieder im Dienst.“

 

„Na ja, was man so Dienst nennt“, schränkte Tony ein und verzog das Gesicht.

 

„Innendienst ist doch besser, als nur hier rumzuhängen. Mensch, Tony! Ich freu´ mich für dich. Scheint so, als hätte dieser Dr. Randolph einen positiven Bericht abgegeben.“

 

Tony verschluckte sich fast und ein verächtliches Schnauben kam über seine Lippen. „Nee, das glaube ich eher nicht.“

 

„Dann verstehe ich ehrlich gesagt nicht, wieso Vance dich schon wieder arbeiten lässt.“

 

„Ich auch nicht, Tim…ich auch nicht“, antwortete Tony nachdenklich und es klang, als spräche er eher zu sich selbst. „Aber soll ich ehrlich sein? Ich wüsste es zu gerne…“

 

Tony stand mitten im Zimmer und starrte aus dem Fenster, als bekäme er dort die Antworten auf alle seine Fragen. Es schien, als hätte er seinen Freund auf dem Sofa völlig vergessen, was McGee die Möglichkeit gab, Tony unverhohlen zu beobachten. Eine deutliche Veränderung war binnen weniger Minuten mit Tony passiert. Sein zuvor verschleierter, müder Blick war plötzlich wach und aufmerksam. Die vormals hängenden Schultern straff, sein Rücken gerade und gespannt durchgedrückt. Mit ruhiger Hand und ohne jegliches Zittern strich er sich die Haare zurück, bevor er sich schließlich einen Ruck gab. „Tee oder Kaffee?“, fragte er dann unvermittelt.

 

„Was?“ McGee blickte ihn völlig überrumpelt fragend an.

 

„Also gut, Kaffee“, beantwortete Tony sich die Frage gleich selbst und wandte sich mit federnden Schritten der Küche zu. Während er die Kaffeemaschine bestückte, beglückwünschte er sich im Stillen. Es war Donnerstag – das Wochenende stand quasi schon vor der Tür. Der Freitag würde schnell vorüber gehen, denn er hatte mal wieder einige Termine zu absolvieren. Bei dem Gedanken an Dr. Randolph verzog er missmutig kurz sein Gesicht, doch gleich darauf hellte es sich wieder auf. Es schien so, als könnte dieser Widerling ihm keine Steine mehr zwischen die Beine werfen. Eigentlich hatte er ja vorgehabt, den Termin sausen zu lassen, doch unter diesen neuen Umständen würde er das natürlich nicht tun. Auch die Reha würde er locker hinter sich bringen. Ärgerlich nur, dass Ziva nicht das Wochenende frei hatte, dann könnten sie es sich noch ein letztes Mal so richtig gemütlich machen. Aber na ja, es gab Schlimmeres. Die paar Tage würde er auch noch irgendwie alleine überstehen. Unbewusst begann Tony leise vor sich hin zu pfeifen. Die Aussicht, ab Montag wieder arbeiten gehen zu dürfen beflügelte seine Laune ungemein. Dass die eben im Bad eingeworfenen Tabletten sicher auch ihr Übriges dazu taten, wollte und konnte er noch nicht einmal vor sich selber zugeben. Bester Stimmung registrierte er, wie die Maschine anfing zu blubbern, die ersten dunklen Tropfen des Kaffees durch den Filter in die gläserne Kanne fielen und sich ein aromatischer Duft in der Küche ausbreitete. Dabei ließ er sich noch einmal das Telefonat mit Gibbs durch den Kopf gehen und für einen kurzen Augenblick lang verdunkelte sich sein Mienenspiel wieder. Sicher, die Aussicht wieder arbeiten zu dürfen, war hervorragend, und er war mehr als dankbar dafür, dass Gibbs sich offenbar noch einmal bei Vance für ihn stark gemacht hatte. Aber der Grund, den der Chefermittler ihm hierfür genannt hatte…Nein, den kaufte er ihm beim besten Willen nicht ab. Es war sicher viel liegengeblieben und auch die alten Akten wollten bearbeitet sein, aber das alleine war nicht der Grund, da war sich Tony absolut sicher. Hinter dem plötzlichen Sinneswandel steckte noch etwas anderes und er wollte verdammt sein, wenn er den wahren Grund für seinen überraschenden Wiedereinstieg nicht in nächster Zeit herausbekäme…

 

21. Kapitel

Sonnabend - Abschied von Baltimore

 

Rebekka stand in ihrem schäbigen Zimmer in Samuels Pension und blickte sich noch einmal kurz um, bevor sie schließlich nach ihrem Koffertrolley und der großen Umhängetasche griff. Tief befriedigt registrierte sie, dass das doch erhebliche Gewicht der Tasche ihrer Schulter nicht mehr das Geringste anhaben konnte. Waffen und Munition waren eben schwer – na und! Sie war wieder fit, das war alles, was zählte. Und jetzt war es definitiv an der Zeit, dass sie ihre Zelte hier abbrach und nach DC zurückkehrte. Durch das studieren von überregionalen Zeitungen hatte sie auch schon eine preiswerte Bleibe in der Nähe des NCIS-Hauptquartiers gefunden, die sie tatsächlich telefonisch hatte anmieten können. Sie hatte es kaum fassen können - wie leichtsinnig diese Amerikaner doch waren! Sie machte sich keinerlei Gedanken darüber, dass sie das Appartement ungesehen gemietet hatte. Schlimmer als hier in Samuels Pension konnte es nicht sein und sollte es sich wieder erwarten doch nur um eine Absteige handeln, dann würde sie sich halt vor Ort etwas anderes suchen. Schließlich hatte sie erst einmal nur für einen Monat zugesagt und die Miete bereits im Voraus überwiesen, damit es diesbezüglich keine Probleme gab, wenn sie ankam. Probleme konnte sie nicht gebrauchen – sie hatte lange genug gewartet und wollte sich von jetzt an voll und ganz ihrer Mission widmen. Und die bestand einzig und alleine darin, Anthony DiNozzo unter die Erde zu bringen.

 

Apropos unter die Erde bringen: Sie hatte letzthin in einer Fernsehserie etwas gesehen, was ihr gut gefallen hatte. Dort hatte man einen der vermeintlichen Helden lebendig begraben. Der Sarg war zuvor mit einer Kamera ausgestattet worden, damit man zusehen konnte, wie der Mann langsam und elendig an Sauerstoffmangel einging. Der Schauspieler hatte gut gespielt – seine zunehmende Panik war fast greifbar gewesen. Doch, das würde ihr gefallen: Zu beobachten, wie DiNozzo bei vollen Bewusstsein sein Leben peu à peu verlor. Sie wusste zwar noch nicht, wie sie es bewerkstelligen sollte, dass dabei sowohl sie, als auch seine „Familie“ zusehen konnte, aber das würde sie schon irgendwie hinbekommen. Vielleicht konnte sie das Ganze sogar noch etwas verschärfen, indem sie DiNozzo zuerst das Liebste auf diese Art und Weise nahm. Bestimmt würde er völlig überschnappen, wenn er dabei zusehen müsste, wie diese David-Schlampe langsam aber sicher abkratzte. Bei dieser Variante würde es nur schwierig werden, beiden gleichzeitig „zur Seite zu stehen“, denn natürlich wollte sie sowohl bei Davids Tod zuschauen können, als auch wenn DiNozzo darüber den Verstand verlor. Ein diabolisches Lächeln huschte über Rebekkas Gesicht, während sie mit festen Schritten die alte, morsche Holzstiege hinunterging und schließlich verächtlich auf Samuels Klingel haute, die dieser Depp immer voller Stolz auf seinem Tresen aufbaute, wenn er mal kurz den Raum verließ.

 

Nachdem das hohle Scheppern der Klingel durch den Raum schellte, kam Samuel eilends herangelaufen. Missmutig stellte er fest, dass es – mal wieder – diese ihm unheimliche Frau war, die nach seiner Anwesenheit verlangte. Nur höchst ungern hatte er den Hardcore-Porno im Nebenraum verlassen und ganz bestimmt nicht, um sich schon wieder eine ihrer unsinnigen Beschwerden anzuhören. Als er jedoch das Gepäck auf dem Boden stehen sah, hellte sich sein Gesicht wieder auf.

 

„Oh, Sie reisen ab?“, fragte er, noch immer schwer atmend, mit falschem Bedauern in der Stimme.

 

„Ja, es wird Zeit“, war die kurze Antwort. Rebekka hatte nie ein Hehl daraus gemacht, was sie von Samuel hielt. Auch jetzt blickte sie erst angewidert auf seinen offenen, ausgebeulten Hosenstall, bevor sie dem stiernackigen Farbigen in sein schweißnasses Gesicht blickte. Großer Gott, der Typ stank ja förmlich nach dem, was er offenbar gerade im Nebenzimmer mit sich selber angestellt hatte.

 

Hastig trat Samuel näher an den Tresen heran und gleich darauf hörte Rebekka das schnelle „Ratsch“ eines sich schließenden Reißverschlusses. Sie musste unwillkürlich grinsen und legte den Schlüssel ihres Zimmers auf den Tresen.

 

„Was bin ich noch schuldig?“, erkundigte sie sich kurz.

 

„Nichts“, erwiderte Samuel schnell. „Das ist für´s Wiederkommen“, setzte er dann noch hinzu, was Rebekka abermals ein Lächeln ins Gesicht zwang. Dieses Mal war es allerdings eher mitleidig.

 

„Ich glaube nicht, dass wir uns wiedersehen werden“, antwortete sie knapp. „Ich werde sicher nie wieder freiwillig in so einem Drecksloch wohnen. – Wollen Sie sich das Zimmer noch ansehen oder kann ich gehen?“

 

„Oh, ich bin sicher, dass alles in Ordnung ist“, sagte Samuel, dem man die Erleichterung über die Worte seines Gastes nun deutlich ansah. Rebekkas Beleidigung ließ er einfach an sich abprallen. Er hatte nie den Anspruch gehabt, aus seiner Pension eine Art „Ritz Carlton“ zu machen. Wer bei ihm wohnen wollte, musste sich mit den Gegebenheiten abfinden, so einfach war das.

 

„Gut.“ Rebekka griff nach ihrer Tasche und schulterte sie. Kurz überlegte sie, ob sie ihrem Ex-Vermieter mit ihrer neu „erworbenen“ 45-er das dümmliche, lüsterne Grinsen aus dem Gesicht pusten sollte, doch dann überlegte sie es sich anders. Verdient hätte er es zwar allemal, aber sie hatte mitbekommen, dass gestern erst die Bullen wieder mal im Hause gewesen waren und herumgeschnüffelt hatten. Sie hatte die Ohren gespitzt und so herausbekommen, dass es wohl um den Mord an dem Besitzer des Waffengeschäftes gegangen war und für einen kurzen Moment lang hatte sie Blut und Wasser geschwitzt, dass man womöglich alle Zimmer im Haus nach der Beute des Raubüberfalles durchsuchen würde. Natürlich hätte sie das nie so einfach geschehen lassen, sondern sich gegebenenfalls einen Fluchtweg freigeschossen, doch noch wollte sie ja möglichst unerkannt bleiben. So war sie äußerst froh darüber gewesen, als sich die Typen nach ein paar Befragungen wieder getrollt hatten. Zu ärgerlich, dass man den Typen so schnell gefunden hatte – damit hatte sie nicht gerechnet. Sie hatte ein Gespräch belauscht, dem sie entnommen hatte, dass die Ehefrau des Toten wohl Alarm geschlagen hatte, als ihr Mann abends nicht heimgekommen war. Anstatt froh darüber zu sein, dass sie den Fremdgänger los war, hatte die dumme Kuh tatsächlich die Pferde scheu gemacht und somit Rebekkas wunderbaren Plan damit fast ins Wanken gebracht.

 

Nein, wenn sie Samuel jetzt erschoss, würde sicher die Spurensicherung durch das ganze Haus wuseln und ihr war durchaus klar, dass sie hier nicht alle DNA-Spuren von sich hatte tilgen können. Es wäre doch zu auffällig gewesen, wenn sie mit Bleiche und anderen Mittelchen in dieser Spelunke auf große Reinigungstour gegangen wäre. Lediglich die Bruchbude, die sie in den letzten Wochen ihr Zuhause hatte nennen müssen, war wohl derzeit so sauber wie schon seit Jahren nicht mehr.

 

„Wohin geht die Reise denn?“, unterbrach Samuel Rebekka´s Gedanken.

 

„Das geht dich nichts an“, war die kurze Antwort. „Es ist besser für dich, wenn du das nicht weißt.“ Ohne weiteren Gruß drehte sie sich um und verschwand durch die Tür.

 

Samuel blickte ihr hinterher und fröstelte plötzlich. Er war noch nie in seinem Leben so froh gewesen, einen regelmäßig zahlenden Gast loszuwerden und er hoffte inständig, dass er diese Frau tatsächlich nie wiedersehen musste.

 

 

Montag – Tony´s erster Arbeitstag

 

Es war Montagmorgen und der Wecker auf dem Nachttisch klingelte laut und erbarmungslos. Tony wollte sich, wie gewohnt, umdrehen und weiterschlafen, als Ziva ihm plötzlich mit einem Ruck die Decke wegriss.

 

„Nichts da, mein Lieber! Raus mit dir – der Ernst des Lebens hat dich wieder. Los, komm auf die Pfoten…“

 

Tony brummelte automatisch vor sich hin: „Das heißt, komm in die Hufe, Schatz. Und jetzt gib´ mir die Decke wieder – ich hab´ noch wenigstens eine Viertelstunde, während du im Bad bist.“

 

„Ja, klar, das hättest du wohl gerne!“

 

„Allerdings! Verdammt, Ziva, mir wird kalt.“

 

„Richtig so“, antwortete seine Verlobte ungerührt und warf sein Plumeau im Hinausgehen auf den Schaukelstuhl links neben der Schlafzimmertür. Eins war mal klar: Wenn er die Decke wiederhaben wollte, musste er dazu zwingend das Bett verlassen. „Du sollst ja auch aufstehen“, rief sie ihm beim Verlassen des Raumes noch zu. „Vergiss nicht, du hast Gibbs versprochen pünktlich zu sein.“

 

Tony´s Antwort, die in einem für Ziva unverständlichen Gebrabbel in sein Kopfkissen bestand, kümmerte sie nicht die Bohne. Ihre Laune an diesem trüben Dezembermontagmorgen war einfach prächtig. Sie war Gibbs so dankbar, dass er sich für Tony bei Vance eingesetzt und ihr zusätzlich dann noch zur allgemeinen Verwunderung das komplette Wochenende freigegeben hatte, dass sie es kaum in Worte fassen konnte. Ein kleines zufriedenes Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie die Wassertemperatur prüfte und schließlich unter die Dusche ging. Die unverhofft freien Tage  - und Nächte! - hatten ihrer Beziehung, die in der letzten Zeit doch einiges hatte mitmachen müssen, mal wieder so richtig gut getan. Sie hatten die Zeit ausgiebig für sich genutzt und waren kaum aus dem Bett herausgekommen – außer wenn ihre Mägen zu nachdrücklich nach etwas Essbarem verlangt hatten. Es war fast so wie früher gewesen, als sie mit ihrer Beziehung noch ganz am Anfang gestanden hatten – sie hatten sich gekabbelt und gekichert wie Teenager und sich gleich darauf wieder leidenschaftlich geliebt. So ungezwungen, wie am vergangenen Wochenende hatte sie Tony lange nicht mehr erlebt. Nicht, seit Rebekka…

 

Schnell verbot Ziva sich, an die, ihrer Meinung nach psychisch kranke, Frau zu denken. Immer, wenn das Thema auf Rebekka Rivkin kam, kamen auch zwangsläufig wieder die Gedanken an Folter und Tod auf und dunkle Wolken breiteten sich über ihrem Glück mit Tony aus. Nein, Rebekka war tot! Es war endgültig aus und vorbei! Die leisen Zweifel, die sie hin und wieder doch noch überfielen, verbannte sie in die hinterletzten Ecken ihres Gehirnes. Sie wollte einfach nicht mehr darüber nachdenken, was alles hätte passieren können, wenn Rebekka den Sturz in den Potomac doch überlebt hätte. Sie wollte sich viel lieber freuen! Heute war ein besonderer Tag, den sie sich nicht verderben lassen wollte. Tony konnte endlich den nächsten großen Schritt zurück zu seinem alten Ich machen. Die Arbeit würde ihm über vieles hinweghelfen und Ziva war fest davon überzeugt, dass es von nun an nur noch aufwärts gehen konnte.

 

Die Israelin verließ die Dusche und rubbelte sich kräftig ab. Dabei fiel ihr plötzlich auf, dass der Deckel des Wasserkastens vom WC nicht richtig aufzuliegen schien. Sie hielt inne und legte prüfend den Kopf auf die Seite. Ja, eindeutig, das Ding hing schief – warum auch immer. Entschlossen ging sie auf die Toilette zu und gerade, als sie nach dem Deckel greifen wollte, fühlte sie, wie zwei kräftige Arme sie von hinten umfingen.

 

„Tony“, japste sie erschrocken auf. „Was tust du denn da?“

 

„Ich? Ich umarme die Frau, die ich liebe“, raunte er dicht an ihrem Ohr und trotz all´ der Leidenschaft der vergangenen Stunden schaffte er es schon wieder, ihr eine wohlige Gänsehaut zu bescheren. „Hey, ich darf das.“

 

„Ach ja?“, fragte Ziva neckisch und versuchte sich aus seiner Umarmung zu winden, was ihr aber nicht gelang.

 

„Ja. – Und? Was hattest du gerade vor?“

 

Erst da fiel Ziva ihr eigentliches Vorhaben wieder ein. „Lass mich mal – da stimmt was nicht mit dem Wasserkasten. Sieh mal, der hängt ganz schief. Ich wollte…“

 

„Brauchst du nicht“, unterbrach Tony sie und schaffte es, seine Verlobte zu sich umzudrehen, ohne dabei die Umarmung zu lockern. „Da hatte sich gestern was verklemmt – ich hab´s schon repariert und dabei wohl den Deckel nicht ordentlich wieder drauf getan. Kein Grund zur Sorge. Geh dich anziehen, Süße. Ich bring das schnell in Ordnung…“

 

„Aber…“

 

Er bedeckte ihren Mund mit einer Menge federleichter Küsse und Ziva wurden die Knie weich. „Schatz … wenn … du … jetzt … nicht gehst … hmm … dann kann … dann kann ich …hmm … für nichts mehr … garantieren. Ich schwöre … dann … musst du … Gibbs … erklären … warum … oh Mann …warum … wir zu … spät kommen.“ 

 

„Tony …“ Ziva spürte wie ihr Widerstand zu brechen drohte und ihr wurde heiß und kalt gleichzeitig.

 

„Hmm…“ Seine Hände glitten über ihren Körper – wurden zusehends fordernder und doch lag Tony´s einziges Bestreben in diesem Augenblick darin, Ziva aus dem Bad zu bekommen. Er hoffte – nein, er betete inständig, dass seine Freundin sich besann, ihn stoppte und ihn endlich im Badezimmer alleine ließ, damit er sich seine Nachlässigkeit vom Vorabend in Ordnung bringen konnte. Als er eben gerade den Raum betreten und erkannt hatte, was Ziva im Begriff war zu tun, war ihm für einen kurzen Moment lang todschlecht geworden.

 

„NEIN, Tony!“ Ziva griff nach seinen Händen und drückte ihn sanft ein Stückchen von sich weg. „Es geht nicht – nicht jetzt!“ Aus ihren wunderschönen, leicht verschleierten, braunen Augen blickte sie ihn an. Ihr Atem ging schwer und er konnte nur ahnen, wie schwer ihr dieses Verhalten gerade fiel. „Wir müssen zur Arbeit! Stell dir vor, wie Gibbs tobt, wenn du gleich am ersten Tag zu spät kommst. Und Vance erst!“

 

GOTT SEI DANK! Erleichterung machte sich in Tony breit, doch natürlich musste er jetzt pro forma erst einmal dagegen reden. „Das ist mir egal.“

 

„Nein! Ist es nicht! Und das weißt du sehr gut! Aber…“ Sie rückte kurz näher an ihn heran und rieb sich provozierend an seinem Unterleib, was ihm prompt ein ehrliches Stöhnen entlockte. „…Aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben, oder?“ Damit drehte sie sich kokett um und ging zur Tür. Kess über die Schulter blickend sagte sie noch: „Geh duschen – am besten kalt!“ Damit schloss sie die Tür hinter sich und quittierte sein „Wie kann man nur sooooo grausam sein“, nur noch mit einem fröhlichen Lachen.

 

Im Badezimmer hingegen lehnte sich Tony mit schweißnasser Stirn zunächst einmal von innen gegen die Tür und ließ sich dann langsam rücklings daran auf den Boden sinken. Er zog die Knie an und lehnte seinen Kopf dagegen. Puh, das war knapp gewesen. Nicht auszudenken, wenn Ziva den Wasserkasten tatsächlich geöffnet hätte. Er war gerade noch rechtzeitig gekommen, um Schlimmeres zu verhindern. Also warum zur Hölle fühlte er sich dann jetzt so abgrundtief mies? Er gab sich die Antwort auf diese Frage gleich selber: Weil du dir vorkommst wie ein Flittchen, alter Knabe, sagte er in Gedanken zu sich selbst. Du hast deinen Körper eingesetzt, bloß um das zu erreichen, was du wolltest. Du bist ein Schwein, Tony DiNozzo – ein mieses, hinterhältiges Schwein!

 

To be continued - in Thread V

Kommentare: 0